Rückenwind für Schwellenländer

Maarten-Jan Bakkum, Senior Strategist, Emerging Markets bei NN Investment Partners

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Maarten-Jan Bakkum

In vergangenen Jahren stellte China die größte Herausforderung für die Schwellenländer dar: ein sich beschleunigender Wachstumsrückgang in Kombination mit Kapitalflucht und einer schnell steigenden Schuldenquote. 2015 und Anfang 2016 wurden weltweit Finanzmärkte von der Angst vor einer möglichen systemischen Krise in China beeinträchtigt. Insbesondere die Schwellenländer litten stark unter Kapitalabflüssen und heftigen Währungsabwertungen. Seither hat es die Regierung in Peking geschafft, die größten Sorgen zu entschärfen.

China führte umfangreiche Kapitalkontrollen ein, um die Kapitalabflüsse zu begrenzen, und nahm mit gezielten Stimulusmaßnahmen die Abkühlung seines Wirtschaftswachstums in Angriff. Speziell der sich bessernde Immobilienmarkt hat bei der Wiederherstellung des Vertrauens eine wichtige Rolle gespielt. Zudem hat sich seit Ende 2016 die schärfere Regulierung der Schattenbanken, welche für den Großteil des Kreditwachstums der letzten Jahre verantwortlich ist, sicherlich ausgezahlt.

Insgesamt hat sich die Wahrnehmung der Anleger in Bezug auf das systemische Risiko in China deutlich verbessert. Das wird klar reflektiert in den Spreads von chinesischen CDS (Credit Default Swaps), die seit Februar 2016 stark gefallen sind und wieder auf den niedrigen Niveaus von vor 2014 liegen. Nichtsdestotrotz gibt es immer noch viele Fragen hinsichtlich der Nachhaltigkeit des kreditgetriebenen chinesischen Wachstumsmodells, die jetzt nicht erörtert werden. Solange das chinesische Risiko weiterhin ausgepreist wird, werden sich die Schwellenländer gut entwickeln.

Ein weiterer Aspekt, der die jüngste Erholung der Schwellenländer unterstützt hat, ist die anhaltend lockere geldpolitische Haltung in den USA und Europa. Im Jahresverlauf haben sich die Markterwartungen einer geldpolitischen Straffung sukzessive in die Zukunft verschoben. Das bedeutet, dass die Zinsen in den USA und Europa kaum (oder gar nicht) steigen und die Anleger nach wie vor Renditen in den Schwellenländern suchen. Das Ergebnis: starke Kapitalzuflüsse, aufwertende Währungen und fallende Zinsen. Dieser Effekt spiegelt sich in einem höheren Kreditwachstum und einem rasanten Anstieg der Konsum- und Investitionsausgaben wider. Die jüngsten Inflationszahlen aus den USA und Europa und die Tonlage der Stellungnahmen der Fed und der EZB scheinen nicht darauf hinzuweisen, dass sich dieses günstige Umfeld für die Schwellenländer kurzfristig ändern wird.

Aufgrund der Marktauffassung, dass die chinesische Wirtschaft ihre hohe Wachstumsrate beibehalten kann, und da es wenig Grund zur Sorge hinsichtlich der Zinsen in den Industrieländern gibt, genießen die Schwellenländer weiterhin Rückenwind.

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