„Die Aussichten für globale Finanzanlagen sind positiv, und das gilt auch für die Bondmärkte. Festverzinsliche Anlagen konnten kräftige Renditen erwirtschaften, da die Kursgewinne die eher schwachen Koupons aufwiegen. Es erscheint unwahrscheinlich, dass in nächster Zeit etwas geschieht, was den Anleihemarkt grundsätzlich erschüttern könnte. Dennoch sollten Investoren die möglichen Risiken im Hinterkopf behalten, um rechtzeitig auf eine defensive Strategie umstellen zu können.“
Selbst Aktieninvestoren haben mittlerweile eingesehen, dass der lange erwartete Bärenmarkt bei Anleihen auf sich warten lässt. Daran dürfte sich laut Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers, vorerst nichts ändern. Spuren einer bevorstehenden Blase sieht der Experte derzeit nicht.
Das positive ökonomische Umfeld sorge für gute Unternehmensgewinne und stärke auch den Markt für Unternehmensanleihen. Zwar seien die Renditen derzeit wenig beeindruckend, doch die Spreads dürften stabil bleiben. „Angesichts niedriger Renditen bei Staatsanleihen, bleiben Unternehmensanleihen daher attraktiv, und das gilt auch für High-Yield-Anleihen, bei denen die technischen Faktoren von Angebot und Nachfrage, aber auch die Fundamentaldaten, solide sind“, analysiert Iggo. Aktuell hält der Experte daher High-Yield- und Schwellenländeranleihen sowie Staatsanleihen von Peripheriestaaten als attraktiv. Investment-Grade-Unternehmensanleihen, insbesondere aus den USA, sorgten für Stabilität im Portfolio.
Beim britischen Markt ist Iggo derzeit vorsichtig: „Gilts haben sich zwar vor dem Hintergrund des starken globalen Marktes erstaunlich stabil entwickelt. Allerdings fällt es angesichts der derzeitigen Entwicklung schwer, zu einem positiven Ausblick für das Vereinigte Königreich zu kommen.“ Europa hingegen profitiere von den verbesserten ökonomischen Aussichten, dem anhaltenden Kaufprogramm der EZB und der verbesserten politischen Lage seit den Wahlen in Frankreich. Innerhalb der Eurozone hält Iggo derzeit Papiere aus Spanien für besonders attraktiv. Zwar gebe Italien weiter Anlass zur Sorge, doch angesichts der politischen Unsicherheit in den USA und des Chaos in Großbritannien gebe es bereits Marktteilnehmer, die die Eurozone als neuen sicheren Hafen ansähen. „Investoren müssen hier abwägen, doch die zwei bis drei Prozent Rendite, die am langen Ende des italienischen Anleihemarktes zu haben sind, scheinen das Risiko derzeit durchaus wert zu sein“, so Iggo.
Für einen Dämpfer könnte der neuerliche Verfall des Ölpreises sorgen, der bereits zulasten der produzierenden Schwellenländer und einiger US-amerikanischer High-Yield-Emittenten gehe. „Anders als Anfang 2016 ist der aktuelle Preisverfall diesmal kein guter Kaufanlass. Noch hat der Markt kaum reagiert. Sollte der Ölpreis unter 40 US-Dollar pro Barrel fallen, könnte dies daher eine Korrektur nach sich ziehen“, schätzt der Bond-Experte. In dieser Situation sollten Investoren das Zusammenspiel von Inflation und Geldpolitik genau beobachten. Denn fallende Öl- und Rohstoffpreise bedeuteten auch, dass die Zentralbanken ihre Inflationsziele vorerst nicht erreichen.
Der Markt habe daher entgegen der Ankündigung der Fed nur einen weiteren Zinsschritt innerhalb der nächsten zwei Jahre eingepreist. „Sollte sich die Inflationsrate allerdings wieder erholen, könnte die Fed ihre geplanten Zinserhöhungen tatsächlich umsetzen. Das kann sich als Risiko für einen Markt erweisen, der derzeit nicht daran glaubt, dass die Zinsziele erreicht werden“, betont Iggo.