Mit Projektanleihen Asiens Bedarf an Infrastruktur finanzieren

Joyce Tan, Portfoliospezialistin für asiatische Schuldtitel bei NN Investment Partners

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Joyce Tan

Projektanleihen sind in Asien selten. Der öffentliche Sektor, einschließlich multilateraler Entwicklungsbanken, und Geschäftsbanken finanzieren aktuell rund 92 Prozent der asiatischen Infrastrukturinvestitionen[1]. Auf regionaler Ebene hat China bislang 500 Milliarden US-Dollar für seine Initiative „Neue Seidenstraße“ (One Belt One Road, kurz OBOR) ausgegeben – und diese Summe beinhaltet nicht die Milliarden, mit denen seine Banken und gewerbliche Kreditgeber das OBOR-Projekt schon unterstützt haben.

Sich ausschließlich auf öffentliche Finanzierung zu verlassen, kann die bestehende Finanzierungslücke allerdings nicht schließen. Und die Banken sind nicht unbegrenzt dazu bereit, Kredite mit langen Laufzeiten und großen Volumen zu vergeben, wie sie für viele Infrastrukturprojekte benötigt werden. Außerdem verteuern die strengeren regulatorischen Kapitalanforderungen für Banken, vor allem die Basel-Vorschriften, die Projektfinanzierung. Andererseits ist der Finanzierungsbedarf der Region in die Höhe geschossen: Nach Schätzungen der Asian Development Bank werden die Entwicklungsländer Asiens bis 2030 jährlich 1,7 Billionen US-Dollar investieren müssen, um ihre Wachstumsdynamik aufrechtzuerhalten.

Das ebnet den Weg für eine größere Beteiligung des Privatsektors, insbesondere durch die Kapitalmärkte. Ein großer Vorteil ist, dass der Anleihemarkt eine starke Anlegerbasis hat, u.a. mit Versicherungsgesellschaften und Pensionsfonds, die langlaufende Anleihen mühelos aufnehmen können. Zudem ist der Markt breit aufgestellt, sowohl Investment-Grade-Anleihen als auch Hochzinsanleihen aufzunehmen.

Projektanleihen sind natürlich kein neues Phänomen und wurden schon bei der Infrastrukturfinanzierung in Europa und Nordamerika breit genutzt. Asiens Markt für Projektanleihen steckt jedoch nach wie vor in den Kinderschuhen. Dafür gibt es mehrere Gründe: politische, regulatorische, rechtliche und institutionelle Rahmenregelungen, politische Risiken und Fremdwährungsrisiken.

Trotzdem lässt die erfolgreiche Emission von Indonesiens Stromerzeuger Paiton Energy im August darauf schließen, dass es eine Nachfrage nach gut strukturierten Projektanleihen in und aus Asien gibt. Die Cashflow-Visibilität der Projektfirma ist aufgrund der langfristigen Take-or-Pay-Stromabnahmeverträge zwischen Paiton und dem regierungsnahen Abnehmer Perusahaan Listrik Negara (PLN) sehr gut. PLN ist vertraglich verpflichtet, den gesamten von Paiton erzeugten Strom auf Basis eines Tarifmodells abzunehmen, das die Weitergabe der Betriebs- und Wartungskosten gestattet.

Wir gehen davon aus, dass künftig mehr asiatische Projektanleihen auf den Markt kommen. Abgesehen von Chinas OBOR-Initiative rüsten sich auch die Philippinen für einen 170 Milliarden US-Dollar schweren[2] Infrastrukturplan namens „Build, Build, Build“ und fassen dabei den Offshore-Renminbi-Anleihenmarkt für die Finanzierung ins Auge. Malaysia als weiteres Beispiel treibt die Erweiterung seines Eisenbahnnetzes voran. Eine Möglichkeit, um die Attraktivität von Projektanleihen zu erhöhen, ist, dass die Regierungen oder multilateralen Entwicklungsbanken Kreditverbesserungen anbieten, die zur Reduzierung des Ausfallrisikos beitragen können.

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