Original-Research: Media and Games Invest SE (von GBC AG)

Original-Research: Media and Games Invest SE - von GBC AG

Einstufung von GBC AG zu Media and Games Invest SE

Unternehmen: Media and Games Invest SE
ISIN: MT0000580101

Anlass der Studie: Managementinterview
Letzte Ratingänderung: 
Analyst: Marcel Goldmann

24.03.2022 - Managementinterview mit der Media and Games Invest SE
 
'Wir wollen eine der weltweiten Top 5 Werbesoftwareplattformen werden.'
 
Media and Games Invest SE (MGI) ist ein profitables und schnell wachsendes
Unternehmen, welches in den Märkten der digitalen Spiele und Werbung aktiv
ist. Zentrum der Firma ist eine Advertising  Software AG   Plattform, die es
Werbetreibenden und Publishern ermöglicht sehr effizient Kunden für ihre
Produkte zu gewinnen sowie eine bestmögliche Monetarisierung von
Werbeflächen in ihren Inhalten zu erzielen. Neben organischem Wachstum
bilden strategische Übernahmen von Unternehmen und deren konsequente
Integration in die Gruppe einen wichtigen Eckpfeiler in der
Wachstumsstrategie von MGI. Im Jahr 2021 ist das Unternehmen zum dritten
Mal in Folge mit über 70% gewachsen. Der Umsatz beläuft sich dabei auf 252
Mio. Euro, mit einer starken EBITDA Marge von 28% und einem organischen
Umsatzwachstum von 38%. Der Nettogewinn ist um ca. 117% auf 16 Mio. Euro
gestiegen.
 
Vor diesem Hintergrund haben wir die Chance genutzt, um mit Paul Echt, dem
Finanzvorstand (CFO) des MGI-Konzerns, ein Interview zur bisherigen
Unternehmensentwicklung, zur Strategie und zu den Perspektiven der
Gesellschaft zu führen.
 
GBC AG: Vor wenigen Wochen hat MGI seine Geschäftszahlen zum vergangenen
vierten Quartal und zum Gesamtjahr 2021 veröffentlicht. Basierend hierauf
konnte das Unternehmen auf Quartals- und Gesamtjahresebene seinen
dynamischen Wachstumskurs weiter erfolgreich fortsetzen. Wie fällt Ihr
Fazit für das abgelaufene Geschäftsjahr aus und was können Anleger im
aktuellen Geschäftsjahr von MGI erwarten?
 
Paul Echt: 2021 war in der Tat ein sehr erfolgreiches Jahr für uns. Wir
haben neben 5 M&A-Transaktionen - mit einem aggregierten Kaufpreis von über
260 Mio. Euro - auch unser organisches Umsatzwachstum mit 38% weiter stark
ausgebaut. Hier haben wir gesehen wie die Netzwerkeffekte unserer
Advertising  Software AG   in Zusammenhang mit eigenen Spielen, welche wir in dem
sogenannten 'MGI Flywheel' zusammenfassen, weiter an Fahrt aufgenommen
haben. Weitere Netzwerkeffekte aus der Kombination von beiden Bereichen
erwarten wir auch für das aktuelle Jahr. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das
ein Umsatzwachstum welches in erster Linie organisch erreicht werden soll
von rund 15-23%, welches sich in unsere Guidance 2022 widerspiegelt.
Parallel zu weiterem organischem Wachstum wollen wir weitere strategische
Akquisen durchführen. Der Investmentfokus liegt hier im Games-Bereich auf
mobilen Spielen und im Medienbereich auf Demand Side Plattformen, die die
Kundenakquise für mobile Spiele weiter optimiert. Wichtig ist auch, dass
die M&A-Transaktionen in der Guidance 2022 nicht berücksichtigt sind und
eine zusätzliche Upside darstellen.
 
GBC AG: Sie haben das Flywheel erwähnt, was kann man sich darunter
vorstellen und welche positiven Effekte und Vorteile ergeben sich hieraus
für den MGI-Konzern?
 
Paul Echt: Das MGI-Geschäftsmodell basiert auf dem Flywheel. Dieses wird
durch Netzwerkeffekte zwischen Werbetechnologien und eigenen Spielen
angetrieben und durch M&A und Innovation weiter beschleunigt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein stärkeres firmeneigenes
Spieleportfolio - mit einer breiten Nutzerbasis, eigenen Werbeplätzen und
den dazugehörigen First-Party-Daten - dazu führen wird, dass mehr
Werbetreibende die MGI-Plattform für die Kundenakquise nutzen werden, da
sie ein breites Publikum basierend auf First-Party-Daten sehr gezielt
erreichen kann und so den ROI der Werbekampagnen erhöhen. Dies wiederum
zieht mehr externe Publisher an, die ebenfalls über eigene Inhalte (wie zum
Beispiel Spieleapps), Werbeplätze und First-Party-Daten verfügen und diese
über unsere Ad-Software-Plattform monetarisieren wollen. Die steigende
Nachfrage von Werbetreibenden nach gezielter Kundenakquise auf unserer
Plattform führt dabei zu einem höheren Preis pro Werbefläche, sodass
Publisher auf unserer Plattform einen höheren Umsatz pro Werbefläche
erzielen können und gerne mit uns zusammenarbeiten.
 
Die daraus resultierende Größe unserer Ad-Software-Plattform führt zu einer
noch effizienteren Nutzerakquise für unsere eigenen Spiele, wodurch
wiederum die Nutzerbasis und die First-Party-Daten unseres eigenem
Spieleportfolios erhöht werden. Hierbei spielt M&A eine sehr wichtige
Rolle. Denn M&A und neue Produktinnovationen können das Flywheel/Schwungrad
zusätzlich beschleunigen. Wenn wir beispielsweise ein Unternehmen für
mobile Spiele kaufen, erhöht sich die Zahl der Nutzer und der Zugang zu
First-Party-Daten, was wiederum weitere Werbetreibende anzieht, was
wiederum mehr Publisher anzieht. Außerdem haben wir durch die Entwicklung
von neuen innovativen Produkten wie z.B. ATOM oder Moments.AI die Chance,
zusätzliche Werbekunden und Publisher zu gewinnen.
 
GBC AG: Das Modell leuchtet ein und scheint einige wesentliche Vorteile zu
bieten. Warum machen das andere Unternehmen nicht auch?
 
Paul Echt: Wir sehen derzeit, dass mehr und mehr Firmen sich auf diese
Strategie fokussieren. Mit AppLovin und IronSource gibt es zwei
Unternehmen, die letztes Jahr in den USA an die Börse gegangen sind und ein
ähnliches Modell verfolgen. Zynga und Skillz, zwei Spieleunternehmen, haben
ebenfalls im letzten Jahr begonnen, Ad-Software-Unternehmen zu kaufen. Und
wie viele mitbekommen haben, hat  Microsoft  kürzlich  Activision Blizzard 
gekauft. Was jedoch nicht so viele wissen, ist, dass sie kurz zuvor auch
Xandr, ebenfalls eine programmatische Werbeplattform, gekauft haben, woraus
man schließen kann, dass  Microsoft  die Möglichkeiten dieses Modells
ebenfalls für sich nutzen möchte.
 
Das Wichtigste ist aber, dass es einfacher klingt, als es ist. Dieses
Modell lässt sich nicht innerhalb von 1-2 Jahren aufbauen. Wir haben im
Prinzip schon in 2012 damit begonnen, damals noch als reines
Spieleunternehmen. Hier haben wir über viele Jahre das Handwerk und die
Kunst eines Spielepublishers leben und lieben gelernt. Bereits 2016 haben
wir die ersten Schritte in den Medienbereich unternommen, um die
Nutzerakquise für unsere eigenen Spiele zu optimieren. Von da an haben wir
beide Seiten studiert und gelernt, wie synergetisch sie sind und wie man
sie kombinieren kann. Ab 2019 haben wir dann einen starken Fokus auf
programmatische Werbung gelegt und diesen Bereich zunehmend mit unseren
Games verknüpft. Durch diese Entwicklung, die viele Jahre gedauert hat, in
denen wir viel ausprobiert haben und in denen einige Projekte auch mal
gescheitert sind, ist eine starke Symbiose von Medien und Games entstanden.
Das ist also nichts, was man über Nacht aufbauen kann.
 
GBC AG: Im vergangenen Jahr 2021 gab es IDFA-Änderungen (Identifier for
Advertisers) innerhalb Ihrer Branche, welche auch alle Geschäftsfelder der
MGI betroffen haben. Wie haben sich diese IDFA-basierten disruptiven
Marktveränderungen auf Ihr Unternehmen ausgewirkt? Konnte Ihr Konzern sogar
von der geänderten Regulierung profitieren?
 
Paul Echt: Vorab gesagt, ja, wir konnten massiv von den Veränderungen im
Markt profitieren. Dass  Apple  diese Änderungen plant, war schon einige
Jahre vorab bekannt, auch wenn viele Marktteilnehmer nicht wirklich
geglaubt haben, dass  Apple  diese Änderungen wirklich umsetzt. Übrigens hat
auch  Alphabet  ähnliche Änderungen für Android angekündigt. Entsprechend haben
wir uns bereits vor Jahren Gedanken gemacht, wie wir auf diese
Marktveränderungen reagieren können. Und eine ganz wichtige Teil-Komponente
für eine Welt ohne 'Indentifier for Advertisers' war eine direkte Anbindung
an Publisher, die Werbeflächen und Kundendaten besitzen. Letztere sind
extrem wertvoll in einer Welt ohne IDFA. Denn durch eine direkte technische
Integration in die Apps von Publishern erhalten wir genauso viele
Kundendaten wie aus unseren eigenen Spielen und können diese Daten
anonymisiert an die Werbetreibenden auf unserer Plattform weitergeben.
Diese können damit auch in einer Welt ohne Cookies und IDFA gezielt ihre
Marketingkampagnen aussteuern. Entsprechend lag der Fokus in den letzten
Jahren insbesondere darauf möglichst viele direkte Anbindungen an Publisher
über M&A aufzubauen. Mittlerweile sind mehr als 5.000 Publisher an unsere
Advertising Plattform angeschlossen, womit wir Zugriff auf rund 1,7 Mrd.
Endgeräte und noch mehr Kundendaten haben.
 
Parallel zu der direkten Integration in Publisher haben wir frühzeitig
begonnen Lösungen wie ATOM zu entwickeln. ATOM selbst ist eine technische
Lösung, die das Targeting von Nutzern auf der Grundlage anonymisierter
Verhaltens- und Kontextdaten ermöglicht, ohne IDFA zu verwenden und ohne
dabei Daten von dem Handy des Nutzers abzuziehen. Parallel hierzu haben wir
begonnen technische Lösungen im Bereich der KI-gesteuerten kontextbezogenen
Werbung zu entwickeln. Generell haben wir den Ehrgeiz, Dienste anzubieten,
die absolut datenschutzgerecht gestaltet sind und durch hohe Transparenz
überzeugen. Das wir damit erfolgreich sind, spiegelt sich auch darin wider,
dass unsere Mobile-Produkte und die Traffic Qualität im Ranking von
Pixalate regelmäßig auf Platz 1 stehen.
 
Entsprechend zahlt sich dieser Ansatz aus und wir sehen uns in einer guten
Position, um von den weiteren Marktveränderungen von  Apple  und  Alphabet  sowie
weiteren Verschärfungen im Bereich Datenschutz zu profitieren.
 
GBC AG: Sie sprachen gerade schon KI-gesteuerte kontextbezogene Werbung an.
Hier haben Sie kürzlich mit Moments.AI(TM) die erste kontextbezogene
Targeting-Lösung in Echtzeit gelauncht. Wie funktioniert Moments.AI(TM) und
welche Vorteile hat die MGI durch die Lösung?
 
Paul Echt: Moments.AI(TM) basiert auf einem Teil vom Softwarecode von
Beemray, den wir in 2021 im Rahmen einer Akquise gekauft haben und welchen
wir nun in MGI's Werbe-Software-Plattform integriert haben. Dies ist ein
gutes Beispiel für unsere 'Buy. Integrate. Build & Improve.' Strategie.
 
Moments.AI(TM) ist eine der ersten Data Management Platform, welche seinen
Kunden qualitativ hochwertige, kontextbezogene Daten in Echtzeit für das
Targeting liefern kann und das, ohne dabei auf Identifier oder Cookies
zurückgreifen zu müssen. Mit Moments.AI(TM) können Marken auf
kontextbezogene Segmente zugreifen, die auf Basis von visuellen
Inhaltsanalysen und Schlüsselwörtern innerhalb von Millisekunden erstellt
werden.
 
Kontextbezogenes Targeting gibt es zwar schon lange, allerdings bestand in
der Vergangenheit das Problem, dass die Qualität der Daten nicht gut genug
war, um damit effektiv seine Zielgruppe zu erreichen. Hier können wir
unseren Kunden jetzt eine effektive Lösung mit Moments.AI(TM) anbieten und
erwarten, dass die Lösung, auch wegen den Änderungen in der Industrie
aufgrund der Abschaffung der Identifier und Cookies, zu unserem organischen
Wachstum beitragen wird und unser Flywheel weiter beschleunigt.
 
GBC AG: Anfang Februar hat MGI die Verlegung des Firmensitzes nach Schweden
und die Stärkung der bisherigen Corporate Governance-Strukturen bekannt
gegeben. Was waren die Gründe für diesen strategischen Schritt und welche
möglichen Vorteile ergeben sich hieraus?
 
Paul Echt: Malta hat kein gutes Image. Es steht auf der grauen Liste der
Financial  Action  Task Force (FATF), die unter anderem Standards zur
Bekämpfung von Geldwäsche festlegt und deren Einhaltung überwacht. Das hat
aus zwei Gründen negative Auswirkungen auf uns. Erstens gibt es
Investorengruppen, die nicht in maltesische Unternehmen investieren dürfen,
auch wenn sie das Unternehmen selbst als Investitionsfall definieren.
Zweitens assoziieren die Investoren ein erhöhtes Risiko mit Malta, was die
Risikoprämie unserer Aktien erhöht.
 
Aus diesem Grund und weil wir operativ nicht an Malta gebunden sind, haben
wir beschlossen, unseren Hauptsitz zu verlegen. Durch den Umzug nach
Schweden reduzieren wir auch die administrative Komplexität. Während wir
kapitalmarktseitig gesehen derzeit in drei Rechtsordnungen tätig sind,
werden es nach dem Umzug nur noch zwei sein. Alles in allem erwarten wir
nach der erfolgreichen Verlagerung mittel- und langfristig sehr positive
Auswirkungen auf unser Unternehmen und unser operatives Geschäft und hoffen
daher, dass unsere Aktionäre diesem Vorschlag entsprechend folgen werden.
 
MGI ist in den letzten drei Jahren mit einer durchschnittlichen Rate von 77
% gewachsen. Um dem starken Wachstum auch in organisatorischer Hinsicht
Rechnung zu tragen, haben wir uns dazu entschieden in den kommenden Monaten
unsere Governance-Prozesse zu optimieren. Wir tun dies aber nicht nur, um
das bisherige Wachstum zu bewältigen, sondern auch, um die Grundlagen zu
schaffen, um weiteres Wachstum steuern und fördern zu können. Unter anderem
planen wir die Einführung verschiedener Ausschüsse, wie einem
Nominierungs-, einem Prüfungs- und einem Vergütungsausschuss. Damit nähern
wir uns noch stärker dem schwedischen und auch dem international
anerkannten Standard für große Unternehmen an. Darüber hinaus arbeiten wir
derzeit gemeinsam mit KPMG an der Optimierung unseres internen
Kontrollsystems, was MGI grundsätzlich dazu befähigt in Zukunft steigenden
regulatorischen Anforderungen bei hohem Wachstum gerecht werden zu können.
 
Im letzten Jahr haben wir außerdem zum ersten Mal unseren Sustainability
Report veröffentlicht. Auch hier sieht man, dass wir bemüht sind, noch
transparenter zu werden und so den Austausch mit unseren Aktionären noch
effizienter zu gestalten.
 
GBC AG: Wo sehen Sie MGI in den kommenden drei bis fünf Jahren,
insbesondere in Hinblick auf Geschäftsvolumen, Geschäftsregionen und
Leistungsangebot? Welche allgemeine Vision verfolgen Sie für Ihr
Unternehmen?
 
Paul Echt: Wir haben eine klare Vorstellung davon, wo wir 2025 stehen
wollen und haben dies auch in unserer Vision 2025 definiert. Wir wollen zu
den weltweit begehrtesten Arbeitgebern zählen, die sich u.a. durch Vielfalt
auszeichnen und eine Arbeitsatmosphäre schaffen, die unpolitisch,
professionell, dynamisch und innovativ ist. Wir wollen eine der weltweiten
Top 5 Werbesoftwareplattformen werden, und zwar in dem wir durch
transparente und innovative open source Produkte überzeugen, die wir
formatübergreifend anbieten. Dabei setzen wir auf einen respektvollen und
transparenten Umgang mit all unseren Partnern. Nicht zuletzt sehen wir die
Opportunität eine 'White Label'- SaaS-Werbesoftwareplattform aufzubauen
über die Publisher die Monetarisierung von Werbeflächen sowie
Werbetreibende Akquisition von Kunden komplett selbst abwickeln können.
 
GBC: Vielen Dank für das Gespräch.

Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:
http://www.more-ir.de/d/23661.pdf

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Offenlegung möglicher Interessenskonflikte nach § 85 WpHG und Art. 20 MAR Beim oben analysierten Unternehmen ist folgender möglicher Interessenkonflikt gegeben: (5a,7,11); Einen Katalog möglicher Interessenkonflikte finden Sie unter: http://www.gbc-ag.de/de/Offenlegung
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Datum und Zeitpunkt der Fertigstellung der Studie: 24.03.2022(8:26 Uhr)
Datum und Zeitpunkt der ersten Weitergabe der Studie: 24.03.2022(9:30 Uhr)

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Ersteller der Studie verantwortlich. Diese Meldung ist keine Anlageberatung
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